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Die Angst vor dem Alleinsein

Die weibliche Angst vor dem Alleinsein treibt uns oft in die Arme von Menschen, die alles andere als gut für uns sind, doch damit nicht genug, oft hindert uns unsere Prägung daran, dieses Muster zu durchbrechen und für uns selbst einzustehen, selbst wenn dies bedeuteten würde, dass wir allein sind.

 

Jeder, der das 16. Lebensjahr vollendet hat, dürfe wissen, dass alles einen Auslöser, einen Ursprung hat.

 

Die Ursachen sind so vielschichtig, wie die teils pervertierten Charaktereigenschaften der Männer, in dessen Armen wir Vergebens nach Liebe, Geborgenheit oder Anerkennung suchen, und reichen von einer lieblosen Kindheit, inklusive Wechsel des Familienstandes wie Scheidung, Pflegefamilien oder sogar Heimaufenthalte über die frühe herabwürdigende Festlegung auf die weibliche uralt Rolle, wie die Erledigung der Hausarbeiten inkl. Kochen für die ganze Familie…uvm.

 

Am schwersten haben es allerdings die Frauen, die in Ihrer Kindheit bereits auf Ihre „Pflichten“ im Haushalt reduziert wurden und weder außerhalb noch innerhalb dieser Pflichten, Wertschätzung erfahren durften. Wie zum Beispiel wie die Bevorzugung des männlichen Kindes indem es keine Weihnachts.-oder Geburtstagsgeschenke für die Tochter gab, wohl aber für den Sohn….!

 

So geprägt ist es nahezu unmöglich sich bereits als junge Frau seinen Bedürfnissen zu stellen und diese auch einzufordern. Der blutrote Faden, der meist vergeblichen Suche nach Anerkennung und der damit verbundenen Wertschätzung und Liebe eines Vaters / Mannes zieht sich durch den Großteil des Lebens.

 

So erklärt sich, zumindest im Ansatz, warum Frauen sich bei seelischer und körperlicher Misshandlungen erst sehr spät zur Wehr setzen, wenn überhaupt, aber diesem umfassendem Thema widmen wir uns später einmal, das würde hier den Rahmen sprengen und uns in Abgründe hinabführen, die ich hier nicht näher beleuchten möchte, denn hier geht es in erster Linie um den Auslöser.

 

Nichts auf dieser Welt, keine einzige Tat, kein noch so winziger Gedanken wird begangen ohne einen Auslöser. Finden wir also den Auslöser und machen wir uns diesen Bewusst, können wir den Umgang mit diesem Auslöser lernen oder sogar Blockaden gänzlich auflösen.

Es ist keinesfalls richtig, dass eine Frau einen Mann braucht, aber wird wurden so geprägt, denn wenn die Suche nach Anerkennung, Wertschätzung, Geborgenheit und Sicherheit einmal auf den Part der Erst- Rang Bezugsperson wie, Vater-Freund-Ehemann festgelegt wurde, bedarf es Lebenserfahrung um sich zu lösen.

 

Doch auch hier, gibt es viele, viele Frauen, die selbst mit Mitte 40 noch auf der Suche nach Wertschätzung durch den Partner sind. Geprägt von Erfahrungen die nicht selten sogar körperliche Misshandlungen beinhalten. Hier einmal 5 Beispiele:

 

Beispiel 1:

Eine Frau lebt in einer Partnerschaft. Sie geht arbeiten, erledigt alle Hausarbeiten, kümmert sich um die Kinder und selbstverständlich steht das Abendessen pünktlich auf dem Tisch. Für den männlichen Part ist das natürlich kein Grund sich zu fragen, was er für seine Frau tun kann, im Gegenteil. Die Frau versucht ein Gespräch in Gang zu setzen an dessen Ende Sie vielleicht dieses Mal eine Anerkennung erhalten kann. Doch Fragen wie: „ Na-schmeckt es dir..:“ und der Hinweis wie aufwändig und opulent das Mahl ist, rufen bei ihm meist nur ein nüchternes Nicken hervor, während er die Mahlzeit in sich hineinschaufelt.

 

Beispiel 2: Beide Partner sind Selbstständig. Er hat ein großzügiges Büro in das er flüchten kann, Sie dagegen nutzt das Zuhause. Selbstverständlich geht er um 08.00Uhr aus dem Haus und kommt um 17.00Uhr zurück. Er hat eine Routine und somit eine fest verwurzelte Basis. Sie dagegen baut Ihr Gewerbe um ihn herum, denn nach wie vor steht das Essen pünktlich auf dem Tisch und das Haus ist selbstverständlich aufgeräumt. Sie hat weder eine Trennung von Beruf und Privat noch eine Basis, muss aber dennoch Resultate vorweisen. Sie ist also IMMER im Einsatz. Kommt das aber einmal zur Sprache, entzieht sich der Mann seiner Verantwortung indem er zum Beispiel sagt: „Hat dich ja niemand drum gebeten…“

Wobei allein die Tatsache, dass Sie überhaupt auf ein Ungleichgewicht hinweisen muss, schon dafür spricht, das Sie vom Partner nie als Gleichwertig gesehen wurde. Artet der Hinweis als Streit aus, kommen Dinge wie: „ ..ach du machst doch eh nichts..“ oder das ist doch keine Arbeit die du machst…“ usw. erschwerend hinzu und hinterlassen tiefe Spuren.

 

Beispiel 3

Wie bei Beispiel Nummer 2 leben beide Partner lange zusammen und beide Partner gehen selbstständigen Beschäftigungen nach. In diesem Beispiel schmeißt die Frau nicht nur den Haushalt, kümmert sich um die Kinder und verdient ihr eigenes Geld, sondern Sie erledigt auch noch die beruflichen Pflichten des Mannes, wie die vorbereitende Buchhaltung des Mann. Wieder steht das Abendessen pünktlich trotz allem auf dem Tisch. Wieder ohne jede Anerkennung. Bei Abräumen des Geschirrs in die Spülmaschine bemerkt er, dass die kleinen Löffel nicht in dem Fach für kleine Löffel stecken und kommentiert dies mit: „ Warum stehen die nicht da wo sie hingehören, das hat was mit Ordnung zu tun…“ Das ist natürlich der Super Gau für jede Frau, denn das bedeutet nichts weiter, als das es völlig egal ist, was Sie macht, es ist nie genug und es nie zu 100% richtig. Ein Mann, der nichts im Hause tut, der zu jeder Zeit in sein aufgeräumtes und gepflegtes Haus kommt, sich einfach nur setzen muss und schon steht eine warme Mahlzeit parat, übt Kritik um der Kritik wegen und riskiert einen Streit bei der er sein Gegenüber herabwürdig und gleich noch all das, was Sie glaubt tun zu müssen. Denn entgegen der weitläufigen, männlichen Meinung muss eine Frau rein gar nichts tun!!!

 

Beispiel 4:

Sie wird krank, liegt im Bett. Erst einmal steht der Haushalt still. Aber als vorbildliche Hausfrau sind Kühlschrank und die Vorratskammer natürlich voll. Er macht sich-- und zwar nur sich etwas zu essen als er am Abend heimkehrt. Er fragt nicht einmal ob er etwas für Sie tun kann. Allerdings fällt ihm auf, dass die Getränke knapp sind, dennoch bedient er sich natürlich rücksichtslos, wohlweißlich das seine Partnerin nie Leitungswasser trinken würde. Als Sie dann Durst bekommt sind keine Getränke mehr da. Mit 39 Grad Fieber macht Sie sich auf in den Supermarkt. Er schaut Fernsehen und ruft ihr nach: „ Bringt noch frisches Brot mit…“ Mehr als so, kann man wohl kaum die Verachtung für die Partnerin ausdrücken

 

Beispiel 5:

Sie regeln wie immer allein, ohne Hilfe und selbstverständlich auch ohne Anerkennung. Wie gehabt haben beide Ihren Beruf. Nun droht Gefahr für Sie durch Dritte. Das kann ein Nachbar sein, der sie mit dem Tode bedroht weil Ihr Hund zu groß ist, oder ein besoffener Mensch, der Sie körperlich angehen möchte. Ihr Partner steht während dieser Situationen neben ihnen, greift nicht ein und schaut Löcher in die Luft. Sie regeln die Situation wohl oder übel selbst und gehen zurück in die gemeinsame Wohnung, Sie fragen Ihren Partner warum er nicht eingegriffen habe und dieser brüllt gleich los: 2 Warum denn...du brockst dir den Mist ein....also mach auch was draus..:" Aus dieser Unterhaltung wird ein streit an dessen Ende Sie in den Raum stellen, dass Ihr Partner nicht zu Ihnen steht und er außerdem feige ist. Daraufhin schlägt er Ihnen ins Gesicht.....! Sie sehen, mit dem Feigling hatten Sie schon einmal recht, denn wer auf Frauen einschlagen kann, aber in bremslichen Situationen Dritten keine Einhalt gebieten kann, ist aus meiner Sicht ein Lappen! Aber leider ist es so, das nachdem er ihr erklärt hat, das er sein Verhalten bereut und Ihr schildert wie sehr er sie doch liebt und mit Tränen in den Augen darauf verweist, dass er nie ohne Sie leben kann, die Sache nicht weiter ausschlaggebend für Sie ist.....!

 

Wie oft haben Frauen schon darüber nachgedacht, sich von solch einem Mann zu trennen. Zumal so eine Frau, nun wirklich keinen Mann braucht, denn dieser bringt nichts in die Beziehung ein, außer Arbeit. Und genauso oft hat hat Sie es nicht getan!

 

Warum?

 

Die Antwort auf diese Frage ist so einfach, dass es fast schon weh tut!

 

Es ist die Hoffnung!

 

Hoffnung auf:

  • ein friedliches, ausgeglichenes Miteinander
  • Anerkennung beider Leistungen 50:50
  • Sicherheit und Geborgenheit durch Wertschätzung
  • Geliebt zu werden, ohne dass man zuvor Frondienste für den Partner erledigen muss
  • Respekt vom Partner
  • auch mal Umsorgt zu werden in der Krankheit nicht allein zu sein
  • das Gefühl die EINE zu sein

Doch irgendwann ist selbst bei der gutmütigsten Frau der Zeitpunkt gekommen, an dem Sie sich nicht mehr unterwirft. An dem Sie allein durch die Erfahrungen gelernt hat, dass Sie niemals die Aufmerksamkeit und Wertschätzung bekommt, nach der Sie sich sehnt, ganz egal wie sehr sie sich selbst zurücknimmt um IHM immer wieder einmal, anhand Ihres Handelns zu zeigen, was ER -- IHR wert ist.

Eine Zeit die gnadenlos verstreicht, in der Sie tagtäglich erfahren hat, was es bedeutet, Allein zu ein.

Allein sein zu zweit ist wohl die grausamste Erfahrung die eine Mensch machen kann, aber auch die Heilsamste.

 

Der Weg mag lang, schwer und von bitterlich geweinten Tränen durchzogen gewesen sein, aber es ist noch nicht zu spät!

 

Wenn weder die Familie noch die Partnerschaft vor dem Allein sein schützen, wenn weder unser Einsatz noch unsere Fürsorge dafür sorgen können, dass wir Sicherheit und Geborgenheit, auch in unseren schweren Stunden genießen können, dann ist es Zeit zu erkennen, dass unsere Angst vor dem Alleinsen unbegründet ist, denn wir waren immer allein und werden es auch künftig sein. Es sei denn, wir geben uns selbst die Geborgenheit, Sicherheit und Anerkennung die wir brauchen.

Indem wir es schaffen uns zu verinnerlichen, dass wir selbst bereits komplett sind, das wir immer noch da sind, trotz der Lieb.-& Respektlosigkeiten der Vergangenheit und das wir die Zeit, die wir auf Erden haben, für uns nutzen, um uns zu erarbeiten was wir wollen oder was uns glücklich macht, denn dann fallen Typen, dessen einziger Lebensinhalt es zu sein scheint, andere auszunutzen und klein zuhalten, um diese besser steuern zu können, gleich vom Tellerrand.

 

Erarbeiten bedeutet aber in erster Linie, das wir uns unseren Ängsten stellen, dass wir Prioritäten erst einmal haben, bevor wir diese setzen können, die niemand unterschreiten sollte und das wir uns dies immer wieder und permanent bewusst machen.

 

Als da wären:

  • Wir müssen nichts leisten um geliebt zu werden
  • Wir müssen nicht aus Rücksicht auf die Bequemlichkeit anderer, unser Leben zurückstellen oder in Scheiben leben
  • Wir müssen nicht in Vorkasse gehen um zu beweisen, dass wir etwas wert sind

Wenn Sie jetzt mal einen Blick in die Vergangenheit werfen, werden Sie feststellen, dass Sie keine Angst vor dem Alleinsein haben müssen, dann Sie waren in der Vergangenheit bereits Allein und zwar zu zweit allein – gibt es etwas schlimmeres als das?

 

Sie sind es, die sich haben in diese Rolle quetschen lassen. Sie selbst sind es, die aus lauter Verzweiflung keinen anderen Weg gesehen haben, sich anzubiedern um geliebt zu werden - nun wissen Sie es besser, denn die Lebenserfahrung prägt uns weitaus mehr, wie die Kindheit. 

 

Es ist an Ihnen, deutliche Zeichen zu setzen - Angstfrei - denn wenn ER geht, weil Sie nicht mehr da brave Mütterchen spielen, dann sollten Sie nicht  allzu traurig sein. 

 

Sie können nicht verlieren, was Ihnen nie wirklich zu Ihnen gehört hat!

 

Sie können nicht trennen, was nie verbunden war!

© Urheberschutz nach §2Abs. 2 UrhG - Ute Olbrich-Strand von Kampen-Sylt 2020
© Urheberschutz nach §2Abs. 2 UrhG - Ute Olbrich-Strand von Kampen-Sylt 2020

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Kommentare: 4
  • #1

    Esi (Dienstag, 06 Oktober 2020 11:36)

    Ja meine Liebe, auch ich habe das erst jenseits der 50 begriffen. Dann war ich wirklich eine Zeitlang ganz allein und der Mann der dann kam, wurde zwar für die Fehler der Vorgänger bestraft, wie du das immer nennst und nicht für Gut befindest, hat das aber gerne ertragen. erst jetzt, führe ich wirklich einen Partnerschaft mit einem Mann, auf den ich immer zählen kann. Ohne deine Hilfe und deine Artikel wäre ich nie soweit gekommen. Danke für alles meine Ute. Wieder einmal ein wunderbarer und knallharter Artikel. Drück dich eine Elvira, Sofia

  • #2

    Mellie (Dienstag, 06 Oktober 2020 15:36)

    Diese Prägung, wie du sagst, ist sehr schwer loszuwerden. Aber du hast Recht, die Lebenserfahrung überwiegt. Aber mir fehlt trotz der vielen Demütigungen, immer noch der Mut. Danke für deinen Beitrag, das hilft mir ein Stück weiter.

  • #3

    Manfred Mäurer (Dienstag, 06 Oktober 2020 15:39)

    Wieder voll ins Schwarze meine Goldblume. Man kann nicht trennen, was nie verbunden war. Ein Mann der seine Frau liebt,setzt die immer an erster Stelle. Ein echter Mann würde niemals die Hand erheben und schon dreimal nicht zulassen, dass ein anderer das tut. Solche Männer sind wirklich Lappen � wie du sagst. Schade um die Frauen, die sich mit solchen Kreaturen abgeben

  • #4

    Mausi448 (Samstag, 10 Oktober 2020 09:55)

    Wie immer, hervorragend geschrieben. Man kann förmlich dein Herzblut spüren. Du hast Recht, aber das immer alles so umzusetzen, ist schwer. Ich persönlich Falle immer Mal wieder in alte Muster zurück. Erst Recht, weil ich immer denke, ich sollte doch noch eine Chance geben. Bilde mir ein, ich hätte einen Hoffnungsschimmer am Horizont gesehen. Leider stellt sich im Nachhinein immer raus, dass es nur Verzögerungstaktik war und dann stehe ich wieder alleine da. Ich arbeite hart an mir, weil ich weiß, dass der einzige und erfolgreiche Weg ist, wenn ich endlich klare Grenzen ziehe. Ich danke dir für deine Unterstützung und deine Geduld, gerade mit mir, über so viele Jahre schon. Ich weiß heute, wenn ich damals umgesetzt hätte, was du mir gesagt hast, wäre ich heute viel, viel weiter.